Bis vor wenigen Tagen war es doch so. Wer Sport sehen wollte, bei dem nicht jede Entscheidung des Schiedsrichters hinterfragt wird, wo nicht immer sofort zwei oder drei Spieler fuchtelnd vor dem Referee stehen, der musste zum Beispiel zum Handball gehen.
Dort ist es Usus: Wer meckert, der wird bestraft. Wer nach einem Pfiff den Ball nicht sofort liegen lässt, der wird bestraft. Und alle halten sich dran, es ist so wohltuend, wie fair die Sportart verläuft.
Wie oft dachte man sich, wieso das nicht im Fußball umgesetzt wird. Wie oft hat man sich gewünscht, dass gleich alle Spieler bei einer vollkommen überflüssigen Rudelbildung verwarnt werden.
Und es geht hier nicht darum, dem Spiel seine Emotionen zu nehmen. Es geht darum, keine 74 gefühlten Unterbrechungen zu haben, weil jeder Hinz und Kunz alles hinterfragt, sei die Entscheidung noch so eindeutig.
Wie es gehen kann, zeigt die Europameisterschaft in Deutschland. Jetzt war die Uefa nicht bekannt dafür, immer die besten Entscheidungen zu treffen. Doch hier lag sie goldrichtig. Der Plan, Reklamationen und Protesten gegen Schiedsrichterentscheidungen einen Riegel vorzuschieben, ging bisher voll auf. Lediglich den Kapitänen ist das Meckern bei den Unparteiischen erlaubt - andernfalls droht den protestierenden Spielern sofort eine Gelbe Karte.
Keine Meckerei statt Kartenflut bei der EM
Als die Meldung vor dem Turnier veröffentlicht wurde, hätte man eigentlich darauf wetten wollen, wie viele Gelbe Karten es für Proteste beim Schiedsrichter gibt. Wir hätten auf etliche Karten gesetzt, doch es kam anders.
Die Spieler haben schnell kapiert, was sie dürfen, was sie nicht dürfen. Man merkt ab und an, wie gerne ein Akteur explodieren möchte. Doch am Ende reißen sich fast alle zusammen, es gab nur wenige Verwarnungen wegen Meckerei. Auch beim Spiel Deutschland - Schweiz (1:1) war es wieder klar zu sehen.
Ein Spieler wollte sich beschweren, von den Lippen des Schiedsrichters war klar abzulesen, wie er sagte: "No comment" (kein Kommentar) - der Spieler hielt sich dran, statt einer Diskussion wurde die Partie fortgesetzt.
Es tut so gut, mehr Fußball zu sehen und weniger Meckerei. Daher die große Bitte an DFL, DFB und die Landesverbände. Übernehmt diese Regel, am besten sofort - die Spieler können sich benehmen, wenn sie wissen, was sonst droht. Wir wollen auch in den Ligen Verhältnisse wie im Handball.
Ob es bis in die tiefen Amateurklassen umgesetzt werden kann, das steht noch auf einem anderen Blatt. Aber fangt oben an und wagt euch weiter nach unten. Und das ganz zeitnah.